„Personenzentriertes und sozialraumorientiertes Arbeiten“ – Workshop für Fachkräfte

Wie geht das: personenzentriert UND sozialraumorientiert zu arbeiten? In einem eintägigen Workshop mit Fachkräften der Stiftung Lebensräume in Offenbach sind wir dieser Frage nachgegangen. In Zeiten des Bundesteilhabegesetzes haben die beiden Begriffe Personenzentrierung und Sozialraumorientierung Konjunktur. Sie müssen jedoch mit Leben gefüllt und auf das eigene Arbeitsfeld übertragen werden. Das hat die Stiftung Lebensräume in diesem Workshop getan. Lebensräume betreibt verschiedene Angebote der Eingliederungshilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Hamsterrad der Motivation

Herauszufinden, was einen Menschen antreibt, wo seine Lebensenergie steckt, ist die wichtigste (und häufig schwerste) Aufgabe für Fachkräfte der Sozialen Arbeit. Häufig erwischen wir uns allerdings dabei, die Klient*innen motivieren und antreiben zu wollen. Das kann kurzfristig gelingen, hat aber den Nachteil, dass ich immer die Person sein muss, die motiviert und antreibt. Und der Klient sich auch möglicherweise darauf einstellt. Langfristig führt dies zu Anstrengung und einem „Abnutzungskampf“: Ich will eine Person dahin bringen, wo sie eigentlich gar nicht hin will.

Was will eine Person? Was sind ihre Interessen und Anliegen? In welcher Absicht lebt sie? Das sind spannende Fragen, die nicht immer und auch nicht sofort und auch nicht einfach zu beantworten sind. Die Erkundungsreise dahin lohnt aber. Denn es geht um nicht weniger als die Vorstellungen der Person von einem guten Leben. Das können kleine wie große Dinge sein: ausgeglichen sein, Kontakt zur Familie haben, beim Busunternehmen arbeiten, eine Reise machen, einen Hund haben. Wenn ich als Fachkraft weiß, wofür eine Person gerne losgeht, brauche ich nicht in das mühsame Hamsterrad der Motivation einsteigen.

Neues Jobprofil: Strippenzieher*in und Sozialraumgestalter*in

Stattdessen kann ich mich darauf konzentrieren, die Schätze eines Sozialraums zu heben: Wer kann dabei helfen, die Ziele einer Klientin umzusetzen? Welche Angebote gibt es bereits? Wie kann ich als Fachkraft andere darin unterstützen, ihre Angebote zu öffnen und Barrieren abzubauen (auch in den Köpfen)? Durch diese veränderte Denkweise werden Fachkräfte zu Strippenzieher*innen und Sozialraumgestalter*innen. Für Organisationen bedeutet das aber auch, sich stärker als Gemeinwohlagenturen zu sehen und sich zu fragen, was die eigene Organisation dem Sozialraum zu bieten. Keine einfache Aufgabe für Dienste und Einrichtungen, die ihre Aufgabe bislang ganz gegensätzlich definiert hatten: Spezialangebote für die diejenigen zu schaffen, die im Viertel, im Quartier, in der Gemeinde ausgeschlossen sind.

Danke an die Stiftung Lebensräume und alle Teilnehmer*innen des Workshops! Die Bereitschaft, das eigene Handeln in Frage zu stellen, war für mich sehr beeindruckend. Das Ergebnis lohnt sich: Neue, sehr konkrete Ideen sind entstanden, wie die Lebensräume – nomen est omen! – stärker in die Öffentlichkeit wirken kann. Viel Erfolg beim Umsetzen!

Fragen Sie sich auch, wie personenzentriertes und sozialraumorientiertes Arbeiten in Ihrer Organisation geht? Wir unterstützen Sie gerne dabei. Kontaktieren Sie uns hier!